Handwerk mit Tradition (II): Möbelfertigung auf Mallorca

1. September 2011 0 Von Jenny

Wenn man an Mallorcas wichtigsten Wirtschaftszweig denkt, dann ist es der Tourismus, der einem zuerst in den Sinn kommt. Tatsächlich ist aber auch die Möbelindustrie einer der wichtigsten Wirtschaftszweige auf der Insel. Mehr als 1.000 Unternehmen dieses Sektors sind auf Mallorca ansässig. Darunter befinden sich moderne Produzenten von Designmöbeln ebenso, wie traditionelle Werkstätten.

Tradition hat die Möbelfertigung auf Mallorca.

Seinen Ursprung hat die Anfertigung von Mobiliar im Jahre 1499. Handelsschiffe passierten Mallorca auf dem Weg von Nordafrika nach Südfrankreich. Viele Arten unterschiedlicher Möbel fanden sich auf der Insel wieder. Man begann auf Mallorca mit der Fertigung und stieg in den lukrativen Handel ein.

Was haben Frankreich, Italien und Kuba mit Mallorca gemeinsam? Diese Länder haben die traditionelle Möbelherstellung Mallorcas maßgeblich beeinflusst.

Im 16. Jahrhundert wurde die Verarbeitung des Mobiliars auf Mallorca weiterentwickelt. Die Möbelstücke erhielten Verzierungen aus z.B. Schildplatt oder vergoldeter Bronze. Für diese Epoche bekannt sind die  „Caixes“ (mittelalterliche Truhen), die „Buffets“ (Kleinmöbel aus Pinienholz) und die „Tinells“ (Möbelstücke die zur Aufbewahrung von wichtigen Dokumenten und Wertgegenständen dienten) oder auch die „Arquimesas“ (niedrige Damenstühle).

Ein Jahrhundert später entstanden die „Muebles de Charol“. Lackmöbel aus Mahagoni, die nach italienischer Art mit vergoldeten Beschlägen und Figur-Motiven verziert wurden. Interessant ist, dass auf Mallorca Mahagoni lange als „spanisches Holz“ bezeichnet wurde, da es vom Festland bezogen wurde. Ganz so Spanisch war das Holz allerdings nicht, denn Spanien importierte das Holz aus Kuba. Auch florale oder ländliche Musterungen wurden mit Materialien wie Knochen, Perlmutt oder Marmor eingearbeitet. Mallorquinische Betten, Tische, oder „Canteranos“ (eine Art Kommode) wiesen diese Veredelungen auf. Das Möbelstück „Canteranos“ stammte ursprünglich aus Frankreich und erhielt im 19. Jahrhundert eine wichtige Daseinsberechtigung in den mallorquinischen Haushalten. Das Möbel diente vielfach als Mitgift der Braut. Im 19. Jahrhundert hatte das Geschäft mit dem Mobiliar zudem seinen Höhepunkt wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig.

Auch heute gibt es auf Mallorca noch zahlreiche Antiquitätenhändler die mit diesen traditionellen Kostbarkeiten handeln. Bewundern lässt sich das Altmobiliar auf der jährlichen Antiquitätenmesse „AnticArti“ zum Jahresanfang in Palma.

Weiterhin traditionell gefertigte Möbel und Trendmobiliar sowie Dekorationen unterschiedlicher Art zeigt im Frühjahr die Möbelmesse in Manacor. In dieser Stadt  findet alljährlich ein Möbeldesignwettbewerb statt. Der balearische Fachverband der Zimmerer, mit Sitz in Manacor, schreibt den Wettbewerb seit 1987 aus. Teilnehmer sind Möbelhersteller und Designer aus ganz Spanien. Manacor wird daher auch als „Stadt der Möbel“ bezeichnet.