Garten und Küche: Der Mallorquiner isst saisonal

7. September 2012 0 Von Jenny

Der Mallorquiner lebt ganz bewusst mit den Jahreszeiten, denn der Mallorquiner schätzt das Essen sehr. Deshalb pflanzt und sät der Mallorquiner in seinem Garten.
Und wenn er keinen hat, dann geht er auf den Markt… oder zum benachbarten Haus mit Garten.

Gerade im Herbst, wo es auf Mallorca hin und wieder mal nass von oben kommt und die Brunnen und Stauseen so langsam wieder gefüllt werden, ist Pflanzzeit in den Gärten auf Mallorca– immer mit Blick auf den künftigen Speisezettel. Es ist keinesfalls so, dass es am laufenden Band regnet, aber ein Schauer hier und da, oft kräftig und kurz, lässt sich schon mal blicken. Damit verliert der Boden im Garten seine Härte und Festigkeit des Sommers, weshalb der Mallorquiner seine Gartengerätschaften aus der Garage holt, um die Scholle für die nächsten Pflanzen vorzubereiten. Und das nimmt er ernst. Sehr ernst.

Pflanzzeit ist ab September/Oktober beispielsweise für die Artischocke, die es hier in blau und weiß gibt und die später auf dem Markt für rund einen Euro das Kilo angeboten wird. Also: keine teure Delikatesse wie andernorts. Pflanzzeit ist ab September/Oktober außerdem für Frühlingszwiebeln und Salatsorten, denn sie wachsen besser bei den etwas „kühleren“ Temperaturen als in der Hitze des Sommers.

Orange, Zitrone, Limone, Mandarine: Für Obstbäume ist spätestens ab November Pflanztermin – bis ungefähr zum Februar hin, je nach Witterung. Denn Bäume brauchen, um ordentlich in die Höhe und Breite zu gehen, viel Wasser, weshalb das Eingraben in der trockenen Jahreszeit für den Mallorquiner tabu ist.

Das, was im Garten gedeiht, wird, ganz saisonal, in Topf und Pfanne zubereitet, womit klar ist, dass sich die Küche nach der Ernte richtet. Deshalb heißt es im Herbst und Winter: „sofrito“. Das ist eine Mischung aus Lauch oder Frühlingszwiebeln, grünen Paprikaschoten, Tomaten, Knoblauch und glatter Petersilie. All das wird in Olivenöl, abgeschmeckt mit Salz und Pfeffer, in einer Pfanne oder in einem Topf angeschmort und ist eine tolle soßenartige Beilage zu geschmortem Lamm oder Standbein für eine tolle Fisch- oder Gemüsesuppe. Und weil es all das (manchmal auch das Fleisch!) direkt aus dem Garten gibt, wird hier auf Mallorca das Essen recht preisgünstig hergestellt. Denn, wie gesagt, die Gerichte richten sich nach der Jahreszeit.

Deshalb ist im Herbst und Winter auch das „frito mallorquin“ so beliebt. Der Eintopf aus Schweinefleisch, Innereien vom Schwein oder vom Lamm und vielen Gemüsen der Saison ist ein Gericht, das ein Gedicht ist, wenn man es deftig mag. Probleme mit dem Öl? Der Mallorquiner isst dazu Brot. Und auch das kommt bei ihm oft genug aus dem eigenen Ofen.